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Das linke Ohrläppchen des Satans

Sonntag II

Mama war da, zurück aus dem Urlaub, den sie mit ihrem Manager Udo K. im Süden verbrachte, in einem Hotel, das so teuer war, dass sie es nie verließen, unter keinen Umständen, weil sie nichts, was dort geboten wurde, versäumen wollten. „Guido!“ rief sie . – Und ich schrie: „Mama!“ – Und sie: „Guido!“ – Und ich: „Mama!“ – Das ging so eine halbe Stunde, unsere Lippen waren schon ganz trocken und spröde geworden. Sie packte die mitgebrachten Geschenke nicht aus. Und was sie nicht alles eingekauft hatte: Mäntel, Augenklappen, Steuerbescheide, Regierungssitze, Ventilatoren. Nichts davon, und ich wollte sie schon fragen, warum sie uns das nicht geschenkt habe, da sprang sie bereits wieder von ihrem Stuhl auf und galoppierte wie ein junges Reh die Treppen hinab, weil sie nach Hause müsste, um sich um das Beet zu kümmern. „Welches Beet?“ fragte ich noch, aber da war sie schon meinen Augen und Ohren entkommen.

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