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Mischmasch

Welt der Technik

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Konzentriertes Arbeiten am neuen Tablett

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Und mit mir kamen die Tränen

Dideldum

Als Vertreter
kam ich herum.
Dideldum, sang ich
die ganze Zeit.
Toller Job.
Ich musste ja nichts
weiter machen,
als mir die Füße vertreten.
Eine Woche am Stück,
dann zurück in den Innendienst
als Vorsitzender.
Rotationsprinzip.
Ja, das war eine
tolle Zeit, lange vor der
Rezession, Dideldum.
Laufen und sitzen,
nicht mal denken mussten wir.
Ach, da sitze ich, genügte
als Gedanke.
So saß oder lief ich
und sang DIDELDUM.

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Und mit mir kamen die Tränen

Im Flugkorridor des einsamen Herzens

Ich lebte in einem
Flugkorridor,
nicht schön.
Wollte ich in die Küche,
musste ich den Kopf einziehen.
Eine Boeing
streifte mein linkes Ohr.
Der Flughafen lag
unter dem Küchentisch,
bis der Hund ihn plattdrückte.
4 Millionen Tote.
Den Hund kümmerte es nicht.
Ich blieb zurück,
draußen im Flugkorridor.
Nachts heulte ich
die Deckenlampe an.

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Und mit mir kamen die Tränen

Wohnverhältnisse

Kleine Kostprobe aus meinem kommenden Supergedichtband „Liebe ist auch keine Lösung“:

Wohnverhältnisse

In einem Wurfgeschoss
zu wohnen,
wirbelt den Alltag
doch gehörig
durcheinander.

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Und mit mir kamen die Tränen

Abstecher

Sie nannten sie Abstecher.
Fürchteten sie.
„Lasst uns keinen Abstecher machen“,
sagten die Liebespaare vor
dem Akt.
Hin und wieder kam
aber doch einer dabei heraus,
ein Abstecher, der sie
nach Frankfurt oder Dortmund
führte.
Sind gerne unterwegs,
diese Abstecher.

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Und mit mir kamen die Tränen

Superhauptstadtgedichte I

Türstopper

Nach zahllosen
Jobs,
fing er schließlich
in einer Berliner Discothek
als Türstopper an.
Und wieder kam die Tür.
Und wieder stoppte er sie.
Ein Lächeln zauberte sich
auf sein Gesicht.
Stoppen
machte ihn glücklich.

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Und mit mir kamen die Tränen

Und schon wieder ein tolles Supergedicht!

Morgenlogik

Ich sitze
schon wieder
den ganzen Morgen rum.
Videos kucken.
Und Kaffee schlürfen.
Und rauchen,
aber nur draußen
auf dem Balkon,
weil ich ein Mensch bin,
der das Rauchen nicht
ausstehen kann.

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Und mit mir kamen die Tränen

Wo ist das Korn? (Ein Song)

(Intro mit Streichern und etwa 150 Posaunisten)

Wo ist das Korn?
Sah es nie.
Sag mir, wo das Korn ist.
Yeah, Yeah, Yeah!

(E-Gitarre, die sich ein Duell mit einer Mundharmonika liefert)

Das Korn ist weg.
Eventuell abgehauen
nach Dortmund
oder Siegen

(Kleine Verschnaufpause)

Wo ist das Korn?
Sah es nie.

(Trauriger Basslauf)

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Motorsäge des Schicksals

Montag II

Stress. Wollte an meiner „Kulturgeschichte des Kulturbeutels“ arbeiten. Strich durch die Rechnung. Alle paar Minuten klingeln Gäste, die mir gratulieren möchten, darunter Urs Widmer (Name geändert), Pavel Pechstein (Name geändert), Martin Walser (Name geändert). Ließ sie im Flur warten. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder, der sich mit meinem Namen schmücken will, vorgelassen wird.

Machte mir Notizen für einen kommenden Roman, der die Geschichte eines Geburtstagskindes erzählt, das nicht erwachsen werden will. Noch mit dreißig sitzt es in seinem Jugendzimmer und feiert Geburtstag. Die Eltern sind längst am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Die Freunde verleugnen ihn. Titel: All meine Geburtstage. Könnte sich für den Deutschen Buchpreis 2017 eignen.

Am Abend steht noch ein Besuch der Fuldaer Oper auf dem Programm. Meine Frau behauptet steif und fest, es gäbe gar keine. Ich lasse mich davon nicht irritieren und werde sie trotzdem aufsuchen. Das wäre doch gelacht. Wie ich in einem verschwundenen Programmheft las, wird der „Freibierabend“ von Rüßmann aufgeführt. Apropos Rüßmann: Großer Kommunist, dessen Werke für Hammer und Sichel noch viel zu selten aufgeführt werden. Lasse ihn allmorgendlich auf meiner Oboe erklingen. Muss noch an einem Gedicht feilen. Später eine Übersetzung der Gedichte Goethes in einen seltenen Dialekt, der einzig noch in einem unserer Dörfer gepflegt wird. Es steht kurz vor dem Aussterben. Die letzten drei Bewohner werden mir für die Mühe, die ich mir zu machen gedenke, danken. (Letzten Satz überlesen. Merkwürdige Klangfarbe. Eventuell streichen.) Widmer (Name geändert) verlangt, empfangen zu werden. Streit der Nachbarn mit dem Dichter Grass (Name geändert), der ein Wutgedicht über offene Fenster vorträgt. Hatte mir meinen Geburtstag anders vorgestellt.