Du schreibst, dass man das Theater nur lieben muss, dass man seine Leidenschaft zeigen muss. Ich träumte letzte Nacht davon, nackt auf einer Bühne zu liegen. Ich rollte über den Boden, hin und her, wie ein eingelegter Hering lag ich auf den Brettern, stöhnend, mich dem Theater hingebend. Ich machte ihm Komplimente, küsste den Vorhang, bis ich schließlich auf ihm saß. Ich ritt auf ihm. Meinst du etwa, das Publikum hätte meine Liebe begriffen? Entsetzt saßen sie da und zeigten mit den Fingern auf mich. Sie schrien und tobten, ich würde Unzucht mit dem Theater treiben. Es sei nicht so, wie es aussehe, wollte ich sie beruhigen, doch zwischen meinen Beinen ragte bereits das Gegenargument in die Luft.
A. Čechov an A.S. Dovorin, 5. November 1888
Karpov inszeniert meine Stücke zu Tode. Er ist sich für nichts zu schade. Meine Figuren, die den Menschen etwas bedeuten sollen, lässt er als Käsesorten auftreten. Was sollen die Leute von mir und meinen Stücken halten, in denen Käsewürfel sich bekriegen, weil sie an die Pfeffermühle wollen. So etwas habe ich nicht geschrieben. Viel schlimmer ist aber noch, dass es an den Haaren herbeigezogen ist. Oder hast du schon mal von Käse gehört, der sich wegen des Pfeffers streitet? Wegen des Brotes, auf dem er landen soll, das vielleicht. Aber nicht wegen einer Pfeffermühle. Unsinn. Sie sollten Karpov mit einem Spielverbot belegen. Wenn er nicht aufhört, mich und meine Stücke klein zu machen, dann gnade ihm Gott. Laut seinen neuesten Plänen will er meinen Platonow bringen. Wie ich aus verlässlichen Quellen erfuhr, will er das Stück im Schinkenwürfelmilieu ansiedeln. Ich muss jetzt Schluss machen. Bei der ganzen Briefeschreiberei bekommt man Hunger.
A. Čechov an A.S. Dovorin, 27. Dezember 1888