Guido Rohm. Die Frage, die sich uns stellt, lautet: Gibt es überhaupt eine Person gleichlautenden Namens? Könnte er nicht auch eine Erfindung sein, die von einem gelangweilten 14jährigen in London gemacht wurde?
Nennen wir den Jungen Herbert Miller. Miller leidet, soviel ist bekannt, an einer ausgeprägten Form der Akne. Außerdem ist er unglücklich in die 13jährige Betty Farnsworth verliebt, von der er sich ein Kind wünscht. Nacht für Nacht liegt der arme Knabe unter seinem Laken, schwitzend, seinen Penis malträtierend, und dabei von Betty Farnsworth träumend, einzig um am Morgen einsam einzuschlafen.
Um Betty Farnsworth zu imponieren, verfällt er auf die Idee, einen deutschen Autoren namens Guido Rohm zu erfinden. Eine sonderbare Idee für einen Jungen aus London. Das muss man unumwunden zugeben.
Nichtsdestotrotz erlernt er die deutsche Sprache, schreibt diverse Romane, die abscheuliche Titel wie „Blut ist ein Fluss“, „Fleischwölfe/0“ und „Untat“ tragen. Ein Erfolg stellt sich nicht ein, obwohl manche Kritiker, wie Thomas Klingenmaier von der Stuttgarter Zeitung, auf ihn aufmerksam werden.
Gehen wir von der Annahme aus, dass sich Guido Rohm im deutschen Feindesland zu einer geduldeten Größe im Literaturbetrieb entwickelt. Herbert Miller wähnt sich auf dem Höhepunkt seines inzwischen 15jährigen Lebens.
Als er Betty Farnsworth in einer regnerischen Nacht gesteht, dass er, allein ihr zu Ehren, den deutschen Autor Guido Rohm erfunden hat, weigert sich das Mädchen, weiterhin mit einem Landesverräter zu verkehren. Sie lese außerdem Ian Rankin. Mit einem FUCK YOU wirft sie den verzweifelten Herbert Miller aus ihrem Leben.
Da die Person Guido Rohm aber nun einmal in der Welt ist, schreibt Miller weiterhin in seinem eher unbeholfenen Deutsch Krimis und andere rätselhafte Texte, die keinerlei Anlass zur Freude geben.