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Der Hausbesitzer

Ich lebte abseits der üblichen Handelsrouten. Ich wohnte in einem Spielhaus für Kinder. Es war achtlos auf ein Feld geworfen worden. Ich zwängte meinen Körper in das Gehäus. Leider passten meine Beine nicht hinein. Sie würden also nie heimisch werden. Würden nie erfahren, was es heißt, nach Hause zu kommen. Sie würden Fremde bleiben.
Nachts spürte ich den Wind, der sich in meinen Waden verbiss. Manchmal war es nicht der Wind, sondern ein Hund. Nach einer Weile kam ich nicht mehr aus dem Haus. Ich konnte es nicht mehr verlassen. Es nicht abstreifen. Es war mir zu eng geworden. Also stand ich auf und lief in die Stadt, halb Mensch, halb Haus. Ich wurde zu einem Reisenden, der, wo er auch gerade stand, sesshaft wurde.
Im Park verunglimpften mich die Jugendlichen als Hausbesitzer, als Kapitalist, der seinen Besitz überall vorführen müsste. Ich erklärte, dass ich zum Opfer dieses Besitzes geworden war. Nicht ich beherrschte das Haus, das Haus beherrschte mich. Erst nachdem ein Arzt vorschlug, es sorgsam aufzuschneiden, wurde ich wieder glücklich. Nie wieder wollte ich ein Haus.

(Bild: Johannes Esser)

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