Es gab eine Zeit im Möbelland, lang ist es her, darf aber nicht vergessen werden, da herrschte ein gewisser Schreibtisch über das Möbelland.
Ursprünglich stammte er aus dem nahe gelegenen Büroland. Er übernahm, durch einige geschickte Winkelzüge, die Macht im Möbelland. Dunkel war sein Holz, und sein Herz war gesplittert. Warum kann man nicht sagen, weil es keinen Grund dafür gab, höchstens einen rechten, aber er hasste die Stühle. Er hetzte die anderen Möbel gegen sie auf, er sprach von einer internationalen Stuhlverschwörung, davon, dass die Stühle dem Möbelland die Politur von den Oberflächen saugen würden, wenn man sie nicht aufhielt.
Schärfer und schärfer wurde sein Ton, bis er die ersten Möbelwagen losschickte, um andere Läden zu überfallen. Sein Traum war es, die Möbelherrschaft zu übernehmen. Die Stühle ließ er verfolgen. Sie wurden aus ihren Abteilungen fortgeschleppt, um sie in Stuhllagern unterzubringen.
Zum Glück für die Stühle gewannen schließlich ein amerikanisches und ein russisches Möbelhaus den Krieg und befreiten die Stühle.
Der Schreibtisch hatte sich mit seinen Schergen im Keller verbarrikadiert. Als er einsehen musste, dass sein sinnloser Feldzug verloren war, ließ er sich die Beine absägen, von einigen willigen Werkzeugen, und nach den Beinen die Tischplatte, bis er nicht mehr als Tisch zu erkennen war. Der kleinen Bart, den er sich an die vordere Tischkante hatte kleben lassen, und der die Möbel hatte einschüchtern sollen, flog verloren wie ein Vogel, der im Winter die Abzweigung gen Süden verpasst hatte, durch die Kellerräume. Im Anschluss kam es zu den großen Möbelprozessen.
Der Kapitalismus hielt seinen Einzug im Möbelland und veränderte die Ausstellungslandschaft. Nie sollte das Verbrechen, das an den Stühlen verübt worden war, vergessen werden. Manche Stühle blieben im Möbelland, andere zogen in andere Möbelhäuser. Die im Möbelland blieben, musste man bewundern. Wie konnte man nur so stark sein, weiterhin unter den Möbeln zu stehen, die einen hatten zersägen lassen wollen? Die Zeit lief durch das Möbelhaus und ließ die Möbel altern, die Geschichten über den Schreibtisch verebbten allmählich. Stimmen, es sei alles gar nicht so schlecht unter dem Schreibtisch gewesen, gab es immer wieder.
Nach dem Krieg war das Möbelhaus in einen amerikanischen und einen russischen Verkaufssektor aufgeteilt worden. Quer durch das Haus lief ein Absperrband, weil die verschiedenen Möbelländer unterschiedliche Ansichten über das Leben und die Einrichtung von Wohnungen hatten. Zum Glück für alle Möbel im Möbelland fiel das Band irgendwann, auch wenn die Möbelwelt ein wenig Angst vor einem erstarkten Möbelhaus hatte. Würde es wieder Kriege beginnen? Nicht dieses Möbelhaus, das sich längst vom amerikanischen Möbelhaus hatte vereinnahmen lassen, so voll und ganz, dass es alle Verkaufstechniken übernommen hatte.
Die Menschen, die die Möbel kauften, mussten nicht mehr ins Möbelland kommen, sondern sie konnten in eine Gegensprechanlage bellen. Die bestellten Möbel wurden ihnen durch ein Fenster gereicht, sodass sie gemütlich nach Hause fahren konnten, das sie längst nicht mehr betraten. Sie sahen es sich durch ein Loch in der Wand an und gaben über einen Computer den Befehl, was im Haus geschehen sollte. Die vollautomatischen Häuser waren entwickelt worden, mit Androiden darin, die die Leben der Menschen lebten, die erst gar nicht mehr aus ihren Autos stiegen. Sie lagen in ihnen und nahmen Tabletten, um, wenn sie nicht ihre von den Androiden geführtes Leben beobachteten, zu schlafen. Sie dämmerten dahin, während in den Möbelhäusern die Angst wuchs, dass nicht mehr genug Abnehmer für die Möbel da sein könnten.
Angst ist ein schlechter Berater, auch in Möbelland, wo bereits wieder die ersten Stimmen laut wurden, die Stühle wären an all dem Schuld. Fast konnte man denken, die Möbellandbewohner hätten ihre eigene Geschichte vergessen, so lange zumindest, bis ein junger Sekretär sie aufzeichnete.
Und hier ist sie. Jetzt müssen die Möbel noch lesen lernen, und alles könnte gut werden.