Was ist eigentlich die Literatur? Ein Haus, eine Villa, eine Bruchbude? Jedenfalls etwas mit Zimmern. Hochliteratur. Trivialliteratur. Unter dem Dach die Mansardenkabuffs mit den Genres, Krimi & Western & Romance & Vampire. Diverse Tapeten, realistisch und phantastisch, also Rauputz und Blümchen. Verwaltet wird das alles von den Verlagen, Kritiker=Hausmeister irren ruhelos durch die Räumlichkeiten und passen auf, dass auch jeder Satz an seinem Platz ist, die Mieter schön in ihren Zimmern und nicht anderswo. Das also ist Literatur.
Natürlich nicht. Denn manchmal geschieht das Unerwartete, dann schiebt sich ein Raum in den anderen und ein dritter entsteht. Ein Raum aus Wirklichkeit und Phantasie, Poetik und Schund, was auch immer, jedenfalls: Ein Raum, der keiner sein darf. Murren die Kritiker=Hausmeister und die Verlags=Verwalter fügen sich. Was tun? Ausziehen.
Genau das haben die Unterzeichneten getan. Sie haben das Verlagshaus verlassen, sie haben sich ihr eigenes Obdach konstruiert, ein Gebäude, das sie DER DRITTE RAUM nennen. Die Zeit für eine solche Aktion ist günstig, der sogenannte „Markt“ in Aufruhr, die Verlage rat- und planlos, die Möglichkeiten für „Selbstverleger“ verlockend. Gut, wir sind keine Bestsellerautoren, die Auflagen unserer regulär in Verlagen erschienenen Bücher können mengenmäßig mit dem Frust nicht mithalten, der uns regelmäßig heimsucht. Also haben wir schon vor geraumer Zeit damit begonnen, einige unserer Werke selbst aufzubereiten und zu vermarkten. Das geht heute relativ leicht, ohne finanzielles Risiko und, mal ehrlich: Wenig verkaufen können wir auch selbst, dazu brauchen wir keinen Verlagsapparat.
Aber einen „Apparat“ braucht man schon, irgendwie. Deshalb DER DRITTE RAUM, eine Kooperative gewissermaßen, ein Zusammenschluss von Autorinnen und Autoren, die zumeist auch nicht nur ein Zimmer bewohnen, sondern sich irgendwo dazwischen tummeln. Das ist eigentlich auch nur die konsequente Fortsetzung eines Projekts, das wir im vorigen Jahr begonnen haben, [Schundheft!] betitelt, ein Sammelsurium diverser Genres (Krimi, Western, SF, Fantasy], das von AutorInnen unter Pseudonym hingebungsvoll bedient wird.
Wer sich unter die Selbstverleger begibt, kommt darin nicht um, er lernt aber manchmal das Fürchten. Über die vor die Säue geworfenen Perlen (selten), über die dilettantisch zusammengestückelten „Werke“ (des öfteren). Man kommt in Kontakt, man lernt Leute kennen, die „auch schreiben“, manchmal nicht schlecht, doch völlig unbeleckt von dem, was man Professionalität nennt. Das ist nicht schlimm. In Verlagen gibt es für so etwas Lektorate und Coverdesigner. Und beim Dritten Raum? Auch.
Neben einem „Verlagsprogramm“ der Beteiligten bieten wir folglich auch „Dienstleistungen“ an: Korrektorat, Lektorat, Covergestaltung, Ebookerstellung etc. Das nicht kostenlos, aber dem Text und dem Grad seiner Bearbeitung angemessen, individuell nach vorheriger kostenloser und unverbindlicher Prüfung. „Unsere“ Autoren zahlen natürlich nichts… wir sind schließlich kein Bezahlverlag, um Himmelswillen…
Also sind wir doch ein Verlag? Ja und nein. Wir veröffentlichen Bücher sowohl in Papier- als auch in digitaler Form. Wir betätigen uns als Trüffelschweine und stöbern junge Talente auf (und sind auch schon fündig geworden!). Wir zahlen Honorare und hoffen, dass wir von dem Geld, das eventuell übrigbleibt, unsere Kosten decken können. Wir haben uns also entschlossen, in einem Traum zu leben, einem Traum von Selbstbestimmung und Selbstständigkeit, einem Traum mit verkürzter Nahrungskette, bei der wir nicht nur am Anfang stehen, sondern vielleicht sogar am Ende.
Vier Titel hat unser „erstes Verlagsprogramm“: den neuen Kriminalroman von Dieter Paul Rudolph, den dritten Band der inzwischen schon legendären „Tagebücher“ Guido Rohm sowie zwei Schundhefte, Wiener Vampirroman und Kaufbeurer Heimatkrimi. Wenn das keine Wohnung ist, in der man sich wohlfühlen kann.
Sogar unsere >>>>Website läuft bereits, noch nicht ganz bestückt, aber das kommt noch. Wer richtet schon sein neues Heim am Stück ein…
Guido Rohm / Dieter Paul Rudolph