Wir haben gewählt.
Wir sind in den Kindergarten hinein, den man zweckentfremdet hatte. Das war jetzt ein Wahllokal.
Wenn das die Kinder erfahren, werden sie hier nie mehr spielen. Sie werden mit Lappen anrücken, um die Plätze, auf der die Wähler saßen, zu reinigen. So viele Erwachsenenärsche verträgt kein Kinderstuhl.
Ich habe meinen Ausweis vorgezeigt, um mich vorzustellen. Das sei ich auf dem Bild, sagte ich, auch wenn ich mir heute nicht mehr ähnlich sehe. Prüfende Blicke, ob sich hier eventuell ein Wahlbetrüger einzuschleichen gedachte. Dann die Freigabe, indem man mir die Wahlunterlagen aushändigte.
Ich schritt hinter die Absperrung, hinter die Pappwand. Wählen ist Geheimniskrämerei. Ein Versteckspiel.
Ich breitete die Wahlzettel vor mir aus. Zwei an der Zahl, weil der Hesse am Wahltag nicht genug Zettel bekommen kann.
Und dann malte ich, weil ich ja in einem Kindergarten war, meine Kreuze in die Kreise. Noch einen Baum dazu. Eine Sonne, damit die Wahlhelfer etwas finden, was ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Faltete die Zettel wie Straßenpläne, die ich nicht verstand, zusammen und warf sie in den Schlitz des großen Wahlabfalleimers.
Froh mein Handwerk des Bürgers ausgeübt zu haben, und ohne weitere Schäden an meiner Seele genommen zu haben, verließ ich den Ort des Grauens – und ging heim; ganz ohne Straßenkarte.
Guten Abend, Welt!