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Funkenmariechen des Todes

Alles hat seinen Platz

Meine Morgenstunden sind minutiös durchgeplant. Alles hat seit seinen Platz. Die Nacht hat den Auftrag, erst zu weichen, wenn sie vom elektrischen Licht verscheucht wird. Die Nachbarn, obwohl wach, müssen in ihren Betten verharren, so meine Anweisung, bis ich meinen ersten Kaffee getrunken, meine erste Zigarette geraucht habe. Beginne ich zu tippen, dürfen sie sich langsam von den Matratzen auf den Boden fallen lassen. Manchmal stelle ich mir vor, wie sie in ihren Schlafzimmern liegen und den Atem anhalten, darauf wartend, dass ich das verabredete Zeichen gebe, das ihnen erlaubt, sich ins Tagesgeschäft zu flüchten. Es ist bestimmt nicht leicht für diese Menschen, Teil meiner Inszenierung zu sein. Ziehe ich in ein neues Viertel, sind stets bereits Akteure engagiert. Autolärm ist mir ein Graus, deshalb läuft man auf Zehenspitzen die Straße auf und ab. Man hütet sich zu schreien, denn ein unbedacht ausgestoßener Ruf könnte einen entstandenen Gedankengang ruinieren, er könnte gar zum Einsturz des gesamten Gebäudes führen. Ist eine Idee verschüttet worden, rücken Rettungsteams an, die ihn bergen wollen. Rasch bringt man mich – meist sind es drei, vier Mann, die einen Hund mit sich führen – in eine angenehme Rückenlage, fächert warme Luft aus dem Süden in Richtung meines Rachenraums. Bringt die Wärme nicht den gewünschten Erfolg, beginnen die Bohrungen. Man fragt, man lässt nicht nach, bis ich die verletzten Auskünfte erbrochen habe. Dann kämmt man mich, setzt mich vor den Schreibtisch und legt meine Finger auf die Tastatur, mit der Bitte, ich möge zu Ende führen, was von mir begonnen wurde.

Nichts wird hier dem Zufall überlassen. Alles hat seinen Platz.

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