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Funkenmariechen des Todes

Kreta-Platte

Jetzt ist Glock am Schreiben. Das tut er ständig, selbst wenn er nicht schreibt, schreibt er, dann im Kopf, mühsam mit seinen zwei, drei Fingern, die sich dienstbeflissen zeigen. Er sitzt z.B. in einem Restaurant und während seine Frau etwas erzählt, von der Arbeit oder über eine Freundin, tippt der Glock an einer Geschichte über einen Mann, der sich in ein Bushaltestellenhäuschen verliebt.

Der Glock schwitzt beim Erfinden, weil ihm der junge Mann leid tut, wie er da im Wohnzimmer der Eltern hockt und seinen Erzeugern beibringen muss, dass er sich in ein Häuschen verguckt hat, das bereits bei ihm im Schlafzimmer steht, auch wenn es dort nun ein bisschen eng ist.

Die Eltern reißen entsetzt die Augen auf, die Äpfel treten aus der Höhle, sodass man Angst haben muss, dass sie jeden Augenblick auf den Teppich fallen.

Eine wilder Affäre folgt. Küsse unter Brücken. Menschen, die sich unter das Dach des Häuschens drängen, die auf einen Bus warten, der nie halten wird.

Bis das Häuschen schließlich eines Tages spurlos verschwindet. Der junge Mann verkraftet es nicht. Er springt von einer Brücke. Die eiskalte Strömung des Flusses reißt ihn mit sich, tiefer und tiefer in ein Gebiet, in dem noch …

Nein! Glock hält inne. Völlig verfahren. Er wischt die Tastatur zornig von seinem Kopfschreibtisch. Vielleicht wird er sich später darum kümmern.

„Was hast du gesagt?“, fragt er seine Frau.

„Für dich die Kreta-Platte?“

Er nickt. Und dann fantasiert er bereits wieder. Kreta-Platte. Das wäre ein guter Titel. Rasch bückt er sich nach der Tastatur und haut in die Tasten. Das muss was werden. Was Großes! Er kann es spüren.