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Motorsäge des Schicksals

Freitag

Ich bin wieder mal endgültig im Urlaub. Bereits am Morgen bin ich völlig entspannt aufgestanden. Als Urlaubsprofi weiß ich, was zu tun ist.

Ich lege mich bereits im Taucheranzug ins Bett und träume von einigen Wracks, die ich durchstöbere. Es kommt nicht selten vor, dass sich ein weißer Hai an meine Fersen hängt. Ich muss ihn nur abhängen. Nichts leichter als das. Mit einigen Bewegungen, die ich „Schraube“ und „Purzelbaum“ nenne, entferne ich mich mit atemberaubender Geschwindigkeit von der Haigefahrenquelle. Später tauche ich meist unvermutet an der Cocktailbar auf und schlürfe den einen oder anderen Drink auf Kosten heiratswilliger Damen, die ich, hat der von der Wettervorhersage angekündigte Schauer erst eingesetzt, im Regen stehen lasse. Sie können ihr Unglück gar nicht fassen und raufen sich im Matsch oder ihre Haare. Mich lässt das kalt. Schließlich bin ich im Urlaub.

Meine Frau meint, dass solche Träume auf einen kriminellen Charakter schließen lassen. Ich möchte ihr da nicht zureden. Wiedersprechen möchte ich aber auch nicht. Ich schweige die Situation kräftig aus, bis meine Frau entrüstet den Raum verlässt. Anschließend schreibe ich ein paar Urlaubszeilen an meine Leser, wie diese, die anschließend bei Facebook hitzige Diskussionen über meinen geistigen Gesundheitszustand entfachen werden.

Das Frühstück bereite ich mir übrigens im Stehen zu. Die Idee stammt aus Indonesien und schlägt seit Jahren in der Extremsportlerszene, in der ich mich die meiste Zeit über bewege, hohe Wellen.

Guten Morgen, Welt!

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Lesereise des Grauens

Montag

Und schon wieder liegt eine ereignisreiche Woche vor mir. Ich werde, so Gott will, den einen oder anderen Roman beenden.

Mein Kopf dröhnt etwas, wurde ich an diesem Morgen doch wieder einmal von den Vögeln der Gegend geweckt. Welch ein Geschrei! Sie scheinen sich des Lebens zu freuen. Ihre Schnäbel finden gar keine Ruhe. Ich lag währenddessen im Bett und hielt mir die Ohren zu. Dieses Gekreisch ist nicht für menschliche Ohren gemacht. Ich gehe gar mit der Theorie schwanger, dass Vögel nicht für die Gegenden geschaffen wurden, in denen Menschen allmorgendlich erwachen. Dem kann nicht so sein. Und wäre es von der Natur tatsächlich so gewünscht, würde die Natur die Vögel anders klingen lassen. Sie würden auf kleinen Geigen spielen. Ganz sanft. Und? Ist dem so? Nein!

Meine Frau streckt sich momentan in der Küche. Dort sitzt sie und liest in einem Roman von mir.

„Das hast du gut geschrieben!“ schreit sie.

„Was meinst du? Welche Stelle?“

„Die hier, die mit dem Komma und dem Punkt!“

„Ja, das kann sein. Für die habe ich auch besonders lange gebraucht.“

Sie liest ein paar Zeilen und jauchzt wieder. „Und die hier, wo du einen Absatz eingebaut hast … Hervorragend!“ Ich höre das Feuerzeug klicken. Sie zündet sich eine Zigarette an. „Großartig, großartig!“ Sie schüttelt den Kopf. „Vor allem hier, wo du ein Fragezeichen gesetzt hast. Man rechnet dort auf keinen Fall mit einem.“

„Für die Stelle habe ich auch besonders lange gebraucht“, erkläre ich ihr.

Sie nickt und zieht an ihrer Zigarette.

Guten Morgen, Welt!     

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Das linke Ohrläppchen des Satans

Sonntag III

Ich habe schon wieder den ganzen Tag mit dem Drehen diverser Filme verbracht. Jetzt bin ich ziemlich erschöpft, habe aber keine Zeit, mich auszuruhen, weil soeben Gauß, der blondgelockte Mathematiker aus Bad Homburg, eingetroffen ist. Gauß, der ein verschlagenes Genie aus den Kreisen um die Deutsche Bank ist, kommt soeben aus Mallorca, wo er als Hütchenspieler seinen Urlaub verlebte. Millionäre sind eben Exzentriker. Er, der eigentlich eine sie ist, die sich nicht entscheiden kann, welche Geschlechterrolle sie am liebsten spielen möchte, hat sich mein gesamtes Filmschaffen angesehen. Sie-Er meint, es könnte gut sein, dass ich mit dem einen oder anderen Kurzfilm einen Oscar gewinne. Wir haben dann zusammen laut gelacht.

Gauß, das ist mir schon eine(r).

Guten Abend, Welt!