Sehr verehrte Frau Schleusenberg,
Sie haben mir eine Ehre erwiesen mit der Übersendung meiner sauberen Wäsche und haben mir eine höchst angeregte Stunde damit bereitet. Mein inneres Verhalten dazu wechselte zwischen der beifälligsten Zustimmung und einer gewissen Bestürzung über einen oft etwas gewalttätigen Einatz von Scheuermitteln, und zwar sowohl bei der einzelnen Unterhose wie auch in der Gesamthaltung, die ja ohne Zweifel ein wenig ins Pedantische fällt. Verzeihen Sie diesen Ausdruck, der sachlich natürlich durchaus nicht am Platze ist, aber was ich meine, ist ein gewisser Wille zur peniblen Genauigkeit, der in meinen Augen ein wenig krank anmutet. Sauber muss nicht ins Fascistische abgleiten, und darum muss ich Sie künftig der Dienste, die Sie meinen Unterhosen leisteten, entbinden. Sauber soll mein Unterwerk, bezeichnen wir es so, schon sein, nicht aber von allen Spuren menschlicher Tätigkeit befreit.
5 Antworten auf „Thomas Mann in einem Brief an seine Waschfrau“
Wußte gar nicht, dass sich in DER Hose überhaupt noch was Menschliches tut. Ich dachte, nach sechs Kindern sei Schluß.
MANNcher Nachlass hat zwar Spuren hinterlassen, doch möchte ich es zumindest keinen wesentlich literarischen nennen, wobei es hierbei Anlass zu der Vermutung geben könnte, zumindest in diesem wenigen, was die Übereifrige an Manns Werk hätte für die Nachwelt übersehen können, das einzig Menschliche wäre. Er, der Großschriftseller, wollte zumindest im Kleinen sein Menschsein nicht gänzlich verleugnen. Seine Unterhosen machen ihn mir sympathisch.
Oh, Herr Hund! Was Mann angeht, hat bei Ihnen der Spaß schnell ein Ende?
Ein paar Prinzipien will auch ich mir gönnen und streitbar dafür eintreten.
[…] Thomas Mann in einem Brief an seine Waschfrau von Guido Rohm in Guido Rohms gestammelte Notizen […]