Anwohner
Heinz, 47 Jahre, Anwohner von Beruf: „Das muss doch auch jemand machen: Anwohnen. Das ist der Trend. Die Leute wollen keine neuen Möbel mehr, nein, die sollen angewohnt sein. Nicht verwohnt. Aber doch leicht angewohnt. Und das ist mein Job. Da komme ich ins Spiel. Ich ziehe von Möbelhaus zu Möbelhaus und wohne an. So nach dem Motto: Wer hat in meinem Bettchen geschlafen? Es gibt auch Privataufträge. Verrückte gibt es ja überall. Neulich engagierte mich einer, dessen Freundin ich anlieben sollte. Nicht lieben, nur anlieben. Nicht mit mir. Gibt ja Grenzen. Anbumsen, okay, aber anlieben, niemals.“
Nachfolger
Gert, 36 Jahre, Nachfolger von Beruf: „Heutzutage sind wir nicht mehr gern gesehen. Stalker nennen uns manche. Früher war das anders. Man hat uns geliebt. Jeder Chef wollte einen haben, wenn möglich sollte es der eigene Sohn sein. Wir waren überall. In der Politik, vor den Amtsgerichten. Geschiedene Frauen waren ganz verrückt nach uns. Wenn ich inzwischen erzähle, dass ich Nachfolger bin, betrachtet man mich mit diesem merkwürdigen Gesichtsausdruck. Jobs sind rar, da kann nicht jeder einen Nachfolger gebrauchen. Wirklich glücklich macht der Job nicht, auch wenn man ständig in Bewegung und daher fit wie ein Turnschuh ist. Ich habe auch schon als Nachfolger eines Nachfolgers gearbeitet. Klar hatte ich ein schlechtes Gewissen. Hätte auch mich treffen können. Die Zeiten werden einfach nicht besser.“