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Mischmasch

Über den Schreiburlaub und seine Folgen

Ja. So ist das, nicht wahr? Sie wissen doch, wie das ist, oder etwa nicht?

Da hat man Urlaub. Schreiburlaub. Man sitzt zu Hause in seinem Stuhl und denkt sich, fein, endlich einmal Urlaub. Endlich einmal nichts machen, nichts tun, nur rumsitzen und urlauben. Geld, man ist ja ein notorisch unterbezahlter Autor, hat man eh keins, also sagt man sich, das ist nicht weiter schlimm, weil, jetzt kann ich mal richtig abschalten. Nicht mal Geld muss ich ausgeben, auch wenn es vermutlich Spaß machen würde.

Mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Oder eine Frau. Da muss man aufpassen in den heutigen Zeiten, was man schreibt, sonst hat man gleich eine religiös angehauchte Feministin am Hals hängen, die sich ereifert.

Eifer hat im Urlaub nichts zu suchen. Der Eifer wird eh überbewertet, weil, einen Eifer kann ja jeder Serienmörder entwickeln. Für seine Opfer wäre es besser, er würde faulenzen. Für die Zeitungen ist es angenehmer, wenn er eifrig weiter mordet, damit man was zu schreiben hat, und umso eifriger so ein Serienmörder seiner Serie huldigt, desto mehr Platz kann die Zeitung mit Details füllen, die einem – sitzt man zu Hause, um zu urlauben – die Zeit vertreiben, von der man nicht weiß, wie man sie rumbringen soll. Oder umbringen.

Der urlaubende Autor denkt sich also, nix, ich werde nix schreiben, aber so was von gar nix werde ich schreiben, dass denen, also den Lesern, noch die Augen nach innen fallen werden. Ich werde ihn fix und fertig machen, den Leser, denkt der Autor, durch meine Enthaltsamkeit werde ich ihm seine Sucht nach meinen Texten vorführen. Ich werde ihn enttarnen, den Leser, als das, was er ist, nämlich ein Süchtiger. Kein Wort bekommt der aus meiner Dealerhand, denkt der Autor, der die Droge nicht nur vertickt, sondern auch herstellt, direkt daheim im eigenen Schreiblabor, das seine Frau auch manchmal Schlaflabor nennt.

Kein Wort bekommt er, der Leser, da soll er mal sehen, wo er bleibt. Auf der anderen Seite … Ins Grübeln kommt man schon. Was, wenn der Leser sich zukünftig an einen anderen Dealer wendet? Autoren gibt es ja inzwischen wie Tropfen im Meer. Durch das Internet haben wir bereits mehr Autoren als Leser. Im Grunde schreibt ein jeder. Alle schreiben sie, das sieht man schon bei den Daumen, die die Blogger in einem Blog heben. Den heben sie doch nur, da sind wir jetzt mal ehrlich, damit man bei ihnen auch den Daumen hebt. So sammeln sich manche Blogger durch dauerndes Daumenheben Myriaden von fremden Daumen, die ihnen vorgaukeln, das einer ihren Scheiß liest, wo doch ein jeder (und eine jede) nur seinen bzw. ihren Blog belesen sehen will.

Mit mir können die momentan nicht rechnen, denn ich habe das Schweigen als neue Kunstform entdeckt. So ist das. Ab sofort wird geschwiegen, weil, ich bin ja in der Sommerpause, also im Urlaub. Ich werde das Publikum beschweigen, bis es mich vergessen hat. Und das dauert heute, sagen wir mal, fünf Stunden. Spätestens in der sechsten Stunde haben die einen neuen Autor entdeckt, und dann ist man so OUT, dass man bereits anfängt, unsichtbar zu werden.

Und dann weiß man, dass man wirlich im Urlaub angekommen ist.

 

Nürnberg August 2013 077

An dem Bild kann man genau sehen, was ich momentan mache, nämlich nix!

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6 Antworten auf „Über den Schreiburlaub und seine Folgen“

Text: Toller Artikel, Guido, übers Nichtstun und Kein-Geld-Ausgeben, sehr lustig. Danke dafür! Thumbs up!
(Subtext: Bin bloß bis Zeile 6 gekommen, aber schau doch auch mal wieder in mein Blog rein, ich hab jetzt auch wieder ein paar echt witzige Artikelchen auf der Pfanne.)

Abgezockt und verraten… und da lese ich dein Geschreibsel wirklich immer artig Zeile für Zeile und hebe auch noch meinen dicken Daumen. Aber das wird sich jetzt ändern. Das kann auch ein Praktikant für mich machen. Und Vorlesen kann er auch noch gleich.

Ich habe dich gar nicht damit gemeint. Ich werde doch nicht etwa ausgerechnet bei dir ins Schwarze getroffen haben? Hmm … – Freue mich aber schon auf deinen Praktikanten! 😉

Na, da kann ich nur zurufen: Schreib zu! (Alter Ruf aus der Schreibbergsszene, als man Schriftsteller zum Schreiben noch tief in die Berge verbannte.)

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