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Funkenmariechen des Todes

Das totale Lachen

Wenn Fasching in Fulda ist, verkleiden sich die Menschen. (Ihr kennt das bestimmt, weil ihr schon mal hier wart, und wenn ihr Fulda noch nicht besucht habt, dann kennt ihr sicherlich die Theorie, dass alle Menschen ursprünglich aus Fulda kamen. Sie zogen in die Welt und besiedelten sie, und so kam es, dass es irgendwann überall kleine Städte von Fuldaern gab, die wuchsen und wuchsen, bis sie Köln und New York hießen.)

Während der Faschingszeit wird ungeheuerlich viel Alkohol getrunken, mehr als das ganze Jahr über. Die Leute laufen in Verkleidungen umher und lachen und trinken, bis sie ganz erschöpft von der übermäßigen Freude sind. Es gibt sogenannte Märsche, weil Fasching auch eine Art Krieg ist. Der Spaß muss in jeden Haushalt getragen werden, sodass man die Türen derer aufbricht, die sich nicht an dem Geschrei und den Reden beteiligen wollen. (Solche Wohnungen werden zwangsbelacht.)

Reden sind der nächste wichtige Bestandteil. Über alles macht man sich lustig, über die Politiker, die sich natürlich auch über sich selbst lustig machen müssen, weil sie sich das ganze Jahr über die Bürger lustig machen. Es ist so lustig, dass es rasch ernst werden kann. Plötzlich zieht man zu später Stunde einem, mit dem man über Stunden hinweg gelacht hat, eine halbleere Flasche Bier durch das Gesicht, weil er etwas gesagt hat, dass einem so nicht in den Kram passte. Vielleicht etwas über die eigene Frau. Dass er die Grünen wählt. (So etwas kommt hier in Fulda nicht gut an.) Da kann man schon mal durchdrehen. Soweit also alles verständlich. Die anderen sehen kurz hin, aber schon nach ein paar Minuten lacht man wieder aus vollem Hals. Der, dem die Flasche einen Strich durch die Abendunterhaltung machte, ist längst von ein paar Schuldirektoren, die sich als Sanitäter verkleidet haben, abgeholt und hinter einem Busch abgelegt worden. Da kann er schreien, ohne dass er die wirklich lustigen Menschen  belästigt.

Getanzt wird auch, viel und ausgiebig, Drehung um Drehung, damit es das Bier und die Schnäpse leichter haben, aus dem Mund auf den Busen seiner Partnerin zu laufen. Die nimmt es locker, weil Fasching ist, und wischt die Brocken mit einem Kichern fort. Wo gekotzt wird, ist es schön, denkt sie, und tanzt weiter, bis in den Morgen hinein, in die ersten Sonnenstrahlen, die keinem passen, denn was soll man mit einem Morgen, wenn man nicht mal richtig besoffen ist.

Aber kommen erst die Gardemädchen, ist man nicht mehr zu halten, dann laufen den alten Männern, die sich als junge Männer verkleidet haben, die Säfte in den Hosenställen zusammen. Die jungen Damen werfen die Beine nach oben, als würden sie sie nicht mehr benötigen, als müsse man sein Bein unbedingt noch in dieser Nacht loswerden, als würde es Schläge zu Hause setzen, wenn sie mit ihren beiden Beinen wieder auftauchen. Also geben sie nicht auf, sie werfen die Beine ohne Unterlass, bis sich endlich das erste löst und dem Bürgermeister an die Stirn knallt. Dann johlen alle, und das Mädchen mit dem einen Bein strahlt ihre Kolleginnen an, die daraufhin noch wütender tanzen, denn was die geschafft hat, wird ihnen schon auch noch gelingen. Sie springen in die Luft und landen im Spagat. Kein Gesicht verziehen sie, hat ihnen die Trainerin doch im Vorfeld alle Knochen brechen lassen. Eine lustige Zeit ist es, man muss es betonen, damit hier nicht ein falscher Eindruck entsteht.

Fasching in Fulda. Das solltet ihr nicht verpassen.

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