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Funkenmariechen des Todes

Suchtgesund

Kleine Verteidigung der Sucht

Ich bin süchtig nach dem Schreiben. Süchte liegen mir einfach. Ich bin süchtig nach meiner Frau, meinen Kindern, Filmen, Büchern (mir reicht schon ihr bloßer Besitz), Zigaretten, Kaffee. Ich würde mich nicht als Suchtkranken beschreiben, sondern als Suchtgesunden, weil die Süchte mich am Leben halten. Meine Süchte sind leidenschaftsfördernd. Sie regen mich an und auf. Die Süchte treiben mich durch den Tag, sie lassen mich von einer Ecke zur anderen rennen, lassen mich in Büchern blättern, auf der Suche nach dem einen perfekten Satz, lassen mich schreiben, in der Hoffnung, eine Wortkombination zu finden, die es noch nicht gab, einen Satz, der geschliffen wie ein Edelstein wirkt, der wild wie ein Dschungel ist, lebendig, offen nach allen Seiten, durchdrungen von Schreien, die ich nicht zuordnen kann. Als Süchtiger jage ich dem totalen Kick hinterher, den ich vielleicht nie erreichen, nie erfahren werde. Wenn ich nicht mehr süchtig bin, dann bin ich tot. Ich bin ein Suchtgesunder, den die Sucht am Leben hält.

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